Nehmen Sie weisen Rat an?
- Jutta Eckart
- 4. Jan.
- 3 Min. Lesezeit

Ist Ihnen bewusst, wie viele gute Gedanken die Bibel auch heute noch Führungskräften mitzugeben hat?
In Könige 12, 1-19 wird beispielsweise von einem kurzen, aber sehr eindrücklichen Ereignis mit weitreichenden Folgen berichtet:
Es geht um König Rehabeam. Er sollte zum Nachfolger von König Salomo nach dessen Tod gekrönt werden. Zu diesem Zweck versammelte sich das ganze Volk Israel in Sichem.
Die Israeliten waren bereit, ihn zum König zu krönen. Da sie aber unter den harten Lebensbedingungen unter König Salomo sehr zu leiden hatten, baten sie den designierten neuen König um weniger harte Bedingungen.
Rehabeam erbat sich Bedenkzeit und holte zunächst den Rat der königlichen Ratgeber seines Vaters ein. Aufgrund ihrer Lebenserfahrung durch ihr inzwischen hohes Alter und aufgrund der langjährigen Erfahrungen als königliche Berater rieten sie ihm, auf die Wünsche des Volkes einzugehen. Die Begründung war: „Sei freundlich zu ihnen und gib ihnen, was sie fordern! Wenn du heute bereit bist, auf dein Volk zu hören und ihm zu dienen, dann wird dein Volk morgen auf dich hören und dir dienen.“
Aber der Ratschlag der alten Männer gefiel Rehabeam nicht. Darum fragte er seine jungen Berater, die mit ihm zusammen aufgewachsen waren und nun in seinem Dienst standen.
Die jungen Heißsporne, denen es noch an Lebenserfahrung und Weisheit fehlte, gaben ihm den Rat, hart durchzugreifen:
· „Lass dir nicht auf der Nase herumtanzen.“
· „Zeig ihnen, wer das Sagen hat.“
· „Du musst Stärke zeigen, Mann, sonst wirst du nicht ernst genommen.“
· „Wenn du ihnen den kleinen Finger reichst, nehmen sie die ganze Hand.“
· „Hör nicht auf sie. Du bist der König und hast die Macht. Sie müssen sowieso tun, was du willst.“
· „Unterordnung! Sie müssen lernen, sich unterzuordnen! Und wenn sie es nicht
freiwillig tun, dann musst du hart durchgreifen.“
Die Folge von Rehabeams harter Antwort war, dass sich 10 von 12 Stämmen Israels von ihm abwandten und einen anderen zum König krönten. Darüber wurde er sehr zornig und versuchte mit Gewalt, das Volk zurück zu zwingen unter seine Herrschaft.
Leider kam er nicht auf die Idee, sich seine eigene Fehlentscheidung einzugestehen und daraus zu lernen. Und er kam auch nicht auf die Idee, Demut zu zeigen und die Entscheidung des Volkes zu akzeptieren, die er alleine zu verantworten hatte.
Kommt Ihnen das bekannt vor? Wie oft wird auch heute noch der weise Rat von älteren, lebenserfahrenen Menschen belächelt oder ignoriert, weil er vermeintlich zu „weich“ ist? Weil sie ja keine Ahnung haben, wie die Dinge heute funktionieren? Wie oft werden ältere Menschen aus Unternehmen „outgesourct“, obwohl sie nicht nur mit ihrem Fachwissen, sondern häufig auch mit ihren sozialen Kompetenzen einen wertvollen Beitrag zu gutem Miteinander am Arbeitsplatz leisten können?
Und wie oft reagieren Vorgesetzte wütend und mit Druck, wenn sich Mitarbeiter nach vergeblichen Bemühungen um bessere Arbeitsbedingungen irgendwann auf Dienst nach Vorschrift zurückziehen? Stattdessen sollte sich jede Führungskraft in solchen Situationen fragen, was sie selber zum Verhalten ihrer Mitarbeiter beigetragen hat.
Fazit:
Bevor Sie das nächste Mal Rat einholen, überlegen Sie, ob Sie auch bereit sind, ihn anzunehmen oder zumindest zu überdenken – auch wenn es nicht der Rat ist, den Sie gerne hören möchten.
Und bevor Sie Ihren Mitarbeitern gegenüber hart durchgreifen und deren Wünsche und Bedürfnisse ignorieren, stellen Sie sich kurz vor, Sie ständen auf der Seite Ihrer Mitarbeiter: Wann wären Sie mehr motiviert, Ihren Chef zu unterstützen? Wenn Sie sich ernst genommen und gesehen fühlen in Ihren Herausforderungen und Schwierigkeiten? Oder wenn Sie das Gefühl haben, permanent mit ihren Bedürfnissen ignoriert und übersehen zu werden?
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